Politischer und gesellschaftlicher Druck sind hoch in unseren Zeiten. Unternehmen müssen glaubhaft und nachweisbar Maßnahmen ergreifen, um an der Erreichung der Klimaziele mitzuwirken. Sie stehen vor der Herausforderung, neue Arbeitswelten zu errichten und eine andere Unternehmenskultur zu definieren und zu etablieren, die den Spagat schaffen sollen, ökonomische Ziele mit den Bedürfnissen der Stakeholder – zum Beispiel Investoren, die zunehmend ESG-Kriterien in die Analyse von Wertpapieren einbeziehen, Kunden, Lieferanten, aber vor allem auch die eigenen Mitarbeiter – intelligent zu vereinbaren. Letztere sind ein wesentlicher Faktor bei der Umsetzung von ESG-Zielen. Wer es schafft, die Mitarbeitenden zu begeistern und als Passagiere auf der langen Reise mit an Bord zu haben, wird langfristig erfolgreicher agieren.
Identifikation mit dem eigenen Betrieb, Loyalität und eine lange Aufenthaltsdauer der eigenen Belegschaft sind nicht genug wertzuschätzende Bausteine beim Aufbau der Reputation. Sie sind Botschafter nach draußen und helfen mit, dass die Gesellschaft ein positives Bild vom Unternehmen erhält. Stichwort Image: wer sich im Sinne von ESG engagiert und das in vernünftiger Weise darlegt, wird auch das Geschäft vorantreiben. Nicht zuletzt verschafft es Pluspunkte im „War for Talents“. Der unternehmerische Nachwuchs schaut sehr genau, welche Werte ein Betrieb lebt, inwiefern er nachhaltig handelt, soziales Engagement an den Tag legt und wie er damit insgesamt abgegebene ESG-Versprechen einhält. Der Fachkräftemangel ist ebenso eklatant wie branchenübergreifend und diejenigen, die sich die besten Kräfte am Markt sichern können, legen heute den Grundstein für das Wachstum von morgen und schaffen sich Wettbewerbsvorteile.
Entsprechende Strukturen vorzuhalten, beeindruckt ebenso Geschäftspartner. Langfristige Kundenbeziehungen erhöhen die Resilienz, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Fundament für weiteres Wachstum darstellt – wo andere ins Straucheln geraten. ESG kann zudem Treiber für Innovationen sein, mit denen sich Effizienzpotenziale heben lassen und Räume für neue, zukunftssichere Geschäftsmodelle entwickeln lassen. Dass solche Entwicklungen auf dem Weg sind, zeigt ein Blick in den FTI Resilience Report 2022, für den FTI Consulting 3.314 Unternehmen aus den G20-Staaten berfagt hat. Diese beschäftigen insgesamt 61 Millionen Arbeitnehmende und erzielen 42 Billionen US-Dollar Umsatz. 88 Prozent der Teilnehmer an der Studie gaben an, dass sie ihre Herangehensweise, ihren ESG-Ansatz vom Risikomanagement auf die Identifizierung neuer Geschäftsmöglichkeiten verlagern. Der Report bezeichnet das als Übergang von der reaktiven Brandbekämpfung hin zu einem positiven Umgang mit neuen Möglichkeiten. Beispiele seien höhere Investitionen in Forschung und Entwicklung, die Neugestaltung von Lieferketten und Produktinnovationen.
Mittlerweile sei ESG ein „strategischer Imperativ“, der mit einer „größeren Wertschöpfung und Widerstandsfähigkeit“ für Unternehmen verbunden ist. 50 Prozent der G20-Unternehmen managen deshalb aktiv ESG- und Nachhaltigkeitsentwicklungen – acht Prozentpunkte mehr als noch 2021. Weit oben auf der Agenda steht laut Report auch der Umgang mit sozialen und Governance-Themen: 39 Prozent der teilnehmenden Betriebe gaben an, dass sie eine Überprüfung ihrer Lieferketten und Zulieferer durchführen. Weitere 44 Prozent planen, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden.
Alexander Parka