Sollte diese Entwicklung bis zum Ende des Jahres anhalten, könnte die 100.000er-Marke bei den Entschädigungsklagen im Zusammenhang mit Problemen bei Flügen deutlich übersprungen werden. Die Zahlen haben Recherchen der Deutschen Richterzeitung hervorgebracht. Mit deutlichem Abstand führt danach das Amtsgericht Köln mit knapp 18.800 Klagen die Tabelle an, gefolgt vom Amtsgericht Königs Wusterhausen (rund 8.650 Fälle), das für den Flughafen Berlin Brandenburg zuständig ist. Frankfurt am Main liegt auf Rang drei mit gut 8.630 Klagen. Auf den Plätzen vier und fünf folgen Düsseldorf (knapp 6.700) und das für den Flughafen München zuständige Amtsgericht Erding (knapp 5.600 Fälle).
Personell und technisch nachrüsten
Der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, Sven Rebehn, zeigte sich Ende der vergangenen Woche über die angespannte Lage besorgt. Einen Grund für die enorme Zunahme von Fluggastklagen sieht er darin, dass Verbraucher und Verbraucherinnen diese mit Einsatz von moderner Technik deutlich leichter und schneller einreichen können: „Die Massenklagen von Fluggästen, die mithilfe von Legal-Tech-Anbietern wie Flightright ihre Rechte durchsetzen, machen vielen Gerichten schwer zu schaffen.“ Das führt zu einem Ungleichgewicht, weil auf der anderen Seite die Gerichte in Deutschland in dieser Hinsicht weniger gut ausgestattet sind und damit der Flut an Klagen nicht mehr gewachsen sind. Mit einer personellen Aufstockung allein ist es offenbar nicht getan. Die Politik sei gefordert, die betroffenen Amtsgerichte mit Unterstützung künstlicher Intelligenz technisch aufzurüsten, „damit sie die Klagewelle bewältigen und Verbrauchern schnell helfen können“, so Rebehn.
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