Compliance ist wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur

Bereits zum dritten Mal veranstaltete das Deutsche Institut für Rechtsabteilungen und Unternehmensjuristen den Chief Compliance Officer Kongress. In Köln zeigte sich, wie sehr sich das Thema Compliance verändert hat und wie vielfältig die Berührungspunkte mit fast allen Unternehmensbereichen mittlerweile sind.
vom 13. November 2024
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Der Vorabend stand mit Lilie Barski, Head of Competition & Antitrust Law bei E.ON, ganz im Zeichen der Kartellrechts-Compliance. Ein Schwerpunkt ihres Dinnerspeeches lag auf dem Compliance Management System. Zum anderen sprach sie über Dawn Raids – und darüber, wie sich Unternehmen rüsten. Um „Meetoo-Ermittlungen“  im Unternehmen ging es bei Henrik Stuke, Kriminologe und Jurist. Er stellte einen Zehn-Punkte-Plan für den Umgang mit Verstößen im Zusammenhang mit sexuellen Verfehlungen vor und gab Einblicke in die interne Ermittlungsarbeit. Mit der „Compliance als Führungsaufgabe“ beschäftigte sich Gernot Tölle, Head of Legal & Compliance bei VITA 34, in seinem interaktiv ausgestalteten Workshop. Wesentlich ist die kritische Selbstreflexion: Leben Führungskräfte Compliance vor? Wie tun sie das? Ansätze und Praxisbeispiele für effektivere Compliance unter der schwierigen Rahmenbedingung begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen präsentierte Heike J. Böhme, CCO Business Sectors bei Robert Bosch. Den Compliance-Aufgaben bei Private-Equity-Zielen und im Vorfeld eines Börsenganges widmete sich Florian Köhler, Chief Legal Officer und Bereichsleiter Governance/Legal/Compliance bei der Renk Group. Neben der allgemeinen Compliance im IPO-Prozess stellte er Kernaspekte der Kapitalmarkt-Compliance vor. Bastian Mehle, Salary Partner bei orka, hatte Best-Practices für den Handel mit Drittstaaten im Gepäck, im Mittelpunkt stand dabei der Umgang mit Russland und China sowie möglichen Sanktionen. Er warnte vor Risiken von Umgehungsgeschäften und beleuchtete „Red Flags“. Dr. Christian Schoop und Dr. Moritz von Hesberg, beide Partner bei DLA Piper, sprachen über die Compliance in M&A-Transaktionen, speziell im Rahmen der Due Diligence. 

Sie gaben Empfehlungen für die praktische Umsetzung des risikobasierten Ansatzes im Rahmen der Compliance Due Diligence. Dr. Kerstin Wilhelm, Partnerin und Co-Head Crisis Management und Compliance bei Linklaters, beschäftigte sich mit dem „langen Arm“ der US-Justiz und mit „US Corporate Criminal Enforcement Policies“. Sie stellte den „Safe Harbor“ im M&A-Sektor vor und wie das Whistleblower-System in den USA arbeitet. „Vor die Welle kommen“ heißt für Dr. Sophia Habbe, Head of Investigations & Partnerin bei White & Case,  Negativpotenziale nicht-compliance-konformen Verhaltens groß zu bemessen. Sie gab Handlungsempfehlungen für die Geschäftsleitung und den CCO, für den Aufsichtsrat sowie externe Berater. Die Rolle des CCO bei der Krisenbewältigung  sowie effektive Maßnahmen für den Umgang mit Compliance-Krisen beleuchtete Frank Vießmann, CCO bei der Continental AG. Essenziel: Die Bildung eines Krisenstabs,  „Notfallübungen“ und konkrete Handlungsempfehlungen für den Ernstfall.  Welche Rolle KI im Zusammenhang mit den Herausforderungen der Compliance spielt, präsentierte Nadine Aufermann, CCO und Vice President Compliance & Integrity bei Sixt. Auch LkSG und ESG beziehungsweise CSR wirken unmittelbar auf die Compliance eines Unternehmens. Welche Herausfordrungen das mit sich bringt, wie sich die Organisation eines Unternehmens darauf einstellen lässt und wie die praktische Umsetzung funktioniert, berichtete Dominik Heske, Compliance & Human Rights Officer bei Hugo Boss. Lässt sich Compliance-Konformität messen? Die Rolle von Key Performance Indicators zur Steigerung von Effektivität und Effizienz von Compliance-Maßnahmen stellte Eva Gardyan-Eisenlohr, Global Chief Compliance Officer & Head of Governance, Risk and Compliance bei der Olympus Corporation, vor. Die typischen Fallstricke für den CCO waren Kern des Vortrages von Dr. Christian Mayer, General Counsel und Head of Legal & Compliance bei thyssenkrupp. Präventivmaßnahmen, adressatengerechte Kommunikation und das richtige Rollenverständnis können bei der Etablierung einer funktionierenden Compiance helfen. Thomas Wagner, General Counsel bei Faber Castell, sprach über das Digitale Compliance Management System für den Mittelstand. Wie klassische Strategiearbeit CCOs hilft, aus dem „Getriebenen“ wieder den Lenker am Steuerrad zu machen, darüber berichtete Nadège Ericsson, Executive Vice President Compliance, Legal, Governance & Sustainability bei IAV. Dabei unterstützt die Arbeit mit Zukunfts-szenarien. 

 

■ Alexander Pradka

Beitrag von Alexander Pradka

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