Die Gehaltsspanne bei Unternehmensjuristen insgesamt wie auch bei General Counsel beziehungsweise Leitern von Rechtsabteilungen ist in der Bundesrepublik groß. Das zeigt der aktuelle Gehaltsreport, den Personaldienstleister Hays gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Rechtsabteilungen und Unternehmensjuristen von Juni bis Oktober 2021 durchgeführt hat. Beteiligt haben sich daran 834 Unternehmensjuristinnen und Unternehmensjuristen, unter ihnen 186 General Counsel. Letztere haben auch Angaben zu ihren Abteilungen gemacht. Auf diese Weise repräsentiert der Report rund 2.200 Unternehmensjuristinnen und -juristen.
„Die Wichtigkeit der Rechtsabteilung in Krisenzeiten ist klar erkennbar. Corona Auswirkungen wie in anderen Berufszweigen konnten wir im Bereich Legal somit nicht festmachen.“
Dennis Groetzner Senior Abteilungsleiter bei Hays
GENDER GAP IST GROSSEN SCHWANKUNGEN UNTERWORFEN
Das Jahresbruttogehalt für General Counsel in der Bundesrepublik startet bei rund 90.000 Euro und reicht bis zu einem Maximalgehalt von circa 300.000 Euro. In welchem Bereich sich die einzelnen leitenden Angestellten einordnen, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Diese liegen zum einen in ihrer Person selbst und betreffen beispielsweise das Geschlecht oder die Dauer der beruflichen Tätigkeit. Andere liegen außerhalb der Person und beziehen sich auf den Arbeitsort, die Branche und die Größe des Unternehmens. In der Gesamtbetrachtung der General Counsel hat der Report eine Unterteilung nach so genannten Quartilen vorgenommen. Das erste Quartil entspricht dabei den ersten 25 Prozent der Leiterinnen und Leiter von Rechtsabteilungen. Hier reicht das Gehalt bis 111.000 Euro brutto im Jahr. Das zweite Quartil entspricht dem Median und teilt die General Counsel in zwei gleich große Gruppen. Die Hälfte der General Counsel verdient in Deutschland danach bis 130.000 Euro, die anderen 50 Prozent liegen darüber. Aus den Berechnungen für das dritte Quartil geht hervor, dass drei Viertel der Führungskräfte jährlich bis 156.000 Euro brutto für ihre Tätigkeit erhalten. Das alles gilt jeweils ohne zusätzliche Leistungen, auch Boni sind hier nicht enthalten.
Deutlich ist bei den General Counsel sowie bei der Berufsgruppe Unternehmensjurist der Gender Gap, also der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen. Mit 91.000 Euro Jahresbruttogehalt verdienen angestellte Unternehmensjuristen durchschnittlich um 17 Prozent mehr als ihre Kolleginnen. Und: Während männliche General Counsel durchschnittlich knapp 144.500 Euro brutto im Jahr bekommen, liegt das Jahresbruttogehalt der Frauen im Schnitt bei knapp 123.600 Euro. Auch hier beträgt der Unterschied: 17 Prozent. Dennis Groetzner, Senior Abteilungsleiter bei Hays und fachlicher Begleiter der Studie, ruft in Erinnerung, dass „in der Gruppe der General Counsel rund 75 Prozent der Teilnehmenden Männer sind“. Das deutet bereits darauf hin, dass deutlich weniger Frauen in Führungspositionen zu finden sind. Zum Vergleich: Insgesamt liegt der Gender Pay Gap in Deutschland laut Statistischem Bundesamt bei 18 Prozent. Die Zahlen des hier untersuchten Berufsbilds folgen also durchaus dem allgemeinen Trend. Je höher der Betrachter in den Gehaltsklassen nach oben steigt, desto weiter klafft die Schere auseinander: Etwa 3,9 Millionen aller Berufstätigen verdienen hierzulande nach Angaben des Statistischen Bundesamts monatlich 5.100 Euro brutto oder mehr. Männeranteil: 79,5 Prozent. Bei den Spitzenverdienern, die monatlich 12.100 Euro brutto oder mehr beziehen, ist dieser noch höher und liegt bei 87,3 Prozent. „Eine interessante Beobachtung haben wir unter Hinzunahme der Berufsjahre gemacht“, berichtet Groetzner. „Bei den General Counsel mit einer Berufserfahrung von sechs bis zehn Jahren beträgt der Gender Gap 7,6 Prozent. Mit Berufserfahrung elf bis 15 Jahre nähern sich die Geschlechter sehr stark an, der Gap liegt nur noch bei gut zwei Prozent. Dann wachsen die Unterschiede beträchtlich. Mit einer Berufserfahrung von über 16 Jahren steigt der Gender Gap bis auf knapp 21 Prozent.“
BERUFSERFAHRUNG UND PERSONALVERANTWORTUNG
Wie wirkt sich nun die Berufserfahrung geschlechtsunabhängig aus? Bei bis zu zehn Berufsjahren verdienen die General Counsel in Deutschland durchschnittlich 118.600 Euro brutto pro Jahr. Das Minimum beträgt 90.000 Euro, das Maximum 175.000 Euro. Über 20 Prozent mehr bekommen die Leiter und Leiterinnen der Rechtsabteilung mit elf bis 15 Berufsjahren – 142.800 Euro. Aus dieser Gruppe stammt auch das mit 300.000 Euro höchstdotierte Arbeitsverhältnis. Der Gehaltssprung in der nächsten Gruppe der 16plus-Berufsjahre fällt dann deutlich niedriger aus. Der Jahresbruttolohn steigt nur mehr um 1,75 Prozent. Im Durchschnitt verdienen die General Counsel hier 145.300 Euro – bei einem Maximalgehalt von zurzeit 260.000 Euro. Wie sieht das bei den angestellten Unternehmensjuristinnen und -juristen aus? Der Gesamtmittelwert liegt bei einem Verdienst von 87.700 Euro. Die größten Gehaltssprünge lassen sich innerhalb früherer Berufsjahre machen. Nach zwei Jahren springt das durchschnittliche Gehalt um 24 Prozent auf 74.500 Euro, mit sechs bis zehn Jahren Berufserfahrung haben die Teilnehmenden ein weiteres Plus in Höhe von 21 Prozent gemeldet. In der Gruppe mit elf bis 15 Jahren Berufserfahrung (plus vier Prozent) und in der mit über 16 Jahren (plus zwölf Prozent) ist demgegenüber das Wachstum moderat. „Was sich für Unternehmensjuristen und ihre Kolleginnen wirklich lohnt, ist die Übernahme von Personalverantwortung. Wie wir den Angaben unserer Teilnehmer und Teilnehmerinnen entnehmen konnten, ist damit ein Anstieg des Gehalts um satte 24 Prozent verbunden“, kommentiert Groetzner. „Und auch die Zulassung als Syndikusrechtsanwalt beziehungsweise -anwältin wirkt sich unmittelbar auf den Lohn aus: im Durchschnitt verdienen die Personen mit Zulassung elf Prozent mehr als ihre Kolleginnen und Kollegen.“ Auch der Titel, gegebenenfalls im Zusammenhang mit der Übernahme von höherer Verantwortung, spielt eine gewichtige Rolle. Um gut 20 Prozent im Durchschnitt verdienen Senior Legal Counsel mehr als Legal Counsel. Vergleichsweise geringfügige Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf die Tätigkeit von Unternehmensjuristen und -juristinnen und General Counsel. Von den Letztgenannten gaben für das erste Pandemiejahr 2020 13 Prozent an, von Kurzarbeit betroffen gewesen zu sein, für das Jahr 2021 gaben nur mehr zwei Prozent diese Antwort. Ein ähnliches Bild bei den Unternehmensjuristinnen und -juristen: Zwölf Prozent von ihnen litten 2020 unter Kurzarbeit, 2021 nur noch drei Prozent. Etwas höher liegen die Zahlen für die Rechtsabteilungen laut Angaben ihrer Leiterinnen und Leiter: Danach gingen im ersten Pandemiejahr 18 Prozent aller dort Tätigen in Kurzarbeit, 2021 waren es noch vier Prozent.
Alexander Pradka